Bevor aus einer innovativen Idee eine gebrauchsfähige Anwendung wird, muss das Anforderungsmanagement stattfinden. Dies bildet die Grundlage für die Umsetzung und sorgt dafür, dass alle Stakeholder informiert sind. Lange Zeit war das Wasserfallmodell das Mittel der Wahl.
Anforderungsmanagement gliedert sich grob in zwei Phasen. Die Definitionsphase (Aufstellung der Anforderungsbeschreibung) und die eigentliche Umsetzungsphase.
Anforderungsmanagment – Agil oder Wasserfall?
Beim Wasserfallmodell finden die Phasen nacheinander statt. Die Definitionsphase steht am Anfang und erfasst alle Anforderungen möglichst vollständig und präzise in einem Lastenheft. Nachdem der Kunde bzw. Auftraggeber dieses abgenommen hat, folgt die Entwicklungsphase. In dieser Phase arbeitet das Entwicklerteam die festgehaltenen Anforderungen ab. Nach mehreren Monaten, manchmal auch Jahren, Entwicklungszeit sieht der Kunde das fertige Produkt und nach erfolgter Freigabe steht sie dann dem Endnutzer zur Verfügung.
Für die Softwareentwicklung bringt dieses Verfahren Probleme mit sich. Die Bedürfnisse der Endnutzer und damit auch des Marktes ändern sich schnell. Was vor sechs Monaten noch Standard war, kann heute schon überflüssig sein. Der Wettbewerb reagiert auf solche Veränderungen und das sollten Sie auch tun, wenn Sie mit Ihrer Anwendung erfolgreich sein wollen.
Das agile Anforderungsmanagement reagiert schneller und flexibler auf sich ändernde oder neue Gegebenheiten. Dies ist gewährleistet, indem die Anforderungsbeschreibung nie abgeschlossen ist und während der gesamten Entwicklungsdauer kontinuierlich neu erfasst und angepasst wird. Das heißt, im Gegensatz zum Wasserfallmodell laufen die beiden Phasen parallel ab.
Scrum bietet sich als Framwork für das Projektmanagement an. Die erprobte Methode für agiles Vorgehen bietet eine große Bandbreite an Vorgehensmustern und Regeln an, mit denen Teams und Organisationen strukturiert werden können.
Wie funktioniert agiles Anforderungsmanagement?
Ein Lastenheft existiert bei Scrum nicht. Stattdessen werden die Anforderungen in Themen, Epics und User Stories heruntergebrochen. Mehrere Epics können einem Theme zugeordnet werden. Die User Stories dokumentieren eine konkrete Funktion:
In der Regel kommen die Anforderungen vom Auftraggeber, welcher diese im besten Fall auf relevantem Kundenfeedback aufbaut. Die Entwickler, Designer, Tester etc. sind bei der Erstellung der Anforderungen mit dabei und geben idealerweise ihren Input dazu. Hürden und Schwierigkeiten, die eventuell schon bei anderen Projekten aufgetreten sind, finden auf diese Weise Beachtung bei der Planung und können umgangen werden.
Die Themen, Epics und User Stories füllen nach und nach das Backlog (dynamsiches Set an Anforderungen) und werden dort nach Business Value und Abhängigkeiten priorisiert. In spezifischen Scrum Meetings bedient sich das Entwicklungsteam aus dem Backlog und plant Sprints (Zeitraum von 2-3 Wochen, in denen eine bestimmte Anzahl an User Stories umgesetzt wird).
Da das Entwicklungsteam bei der Erarbeitung der Anforderungen mit dabei ist, denken sich die Teammitglieder von Anfang an in das Thema ein. Sie fühlen sich nicht nur verantwortlich für “ihr” digitales Produkt, sondern sie verstehen auch welchen Zweck eine Anwendung erfüllen soll. Anstatt ein Lastenheft stupide abzuarbeiten, werden kreative Lösungen gefunden.
Vorteile für die MVP-Entwicklung
Besonders bei der Entwicklung eines MVP kommen die Stärken des agilen Anforderungsmanagements zum tragen:
- – Priorisierung wichtiger Features
- – kurze Entwicklungszyklen, die regelmäßiges Nutzerfeedback zulassen
- – flexibler Umgang mit den Anforderungen, welche sich durch das Feedback der Nutzer immer wieder ändern können
- – Einbeziehung des gesamten Teams, wodurch verschiedene Blickwinkel und Erfahrungen einbezogen werden
Und das schöne am agilen Anforderungsmanagement: Auch bei bereits bestehenden Anwendungen können Sie die Methode einsetzen. Probieren Sie es aus!