Schon seit geraumer Zeit wird in der Tech-Branche über die Zukunft der App-Entwicklung diskutiert. Dabei fallen immer wieder die Begriffe Nativ und Web in Bezug auf Apps. Ein sicher wichtiger Auslöser für die Diskussion war sicher die Auszeichnungssprache HTML5, die bereits in der Betaphase viele neue gestalterische Möglichkeiten besonders in Bezug auf mobile Anwendungen bietet und damit die bis dato gängige App-Entwicklung komplett verändern könnte. Heute: Native App vs. mobile Web-App
Ein aktueller Artikel zum Status quo der hybriden App-Entwicklung ist veröffentlicht.
Der elementarste Unterschied zwischen einer nativen – und einer Web-App, die auf Basis von HTML5 erstellt wird, liegt wohl in der Kompatibilität mit unterschiedlichen Betriebssystemen. Während die native Anwendung speziell auf ein bestimmtes Betriebssystem (Android, iOS, Windows etc.) zugeschnitten ist, kann die Web-App günstigstenfalls auf jedem mobilen Endgerät laufen. Aber bevor auf Vor- und Nachteile jeweiliger Anwendungen genauer eingegangen wird, soll zunächst eine Definition erfolgen:
Native App
Native Apps sind Anwendungen, die nach der Installation auf dem mobilen Endgerät über den jeweiligen App-Store, auf die Hardware-Komponenten des Gerätes zugreifen können und spezielle Funktionen bzw. Aufgaben erledigen.
Web-App
Im Gegensatz dazu wird die Web-App über den mobilen Browser geöffnet und benötigt keiner Installation. Sie passt sich automatisch an die jeweilige Nutzeroberfläche des Endgerätes an und muss daher lediglich ein einziges Mal entwickelt werden, um auf allen Endgeräten zu laufen. Sie sind im Gegensatz zur nativen App nicht im App Store aufzufinden, sondern werden beispielsweise per Weiche direkt von der klassischen Website umgeleitet.
In der Praxis
Welches App-Format damit besser ist, ist schwer zu sagen, dennoch haben wir den direkten Vergleich nicht gescheut und 5 Unternehmen anhand ihres mobilen Internetauftrittes miteinander verglichen.
Ein Unternehmen davon soll Beispielhaft vorgestellt werden:
Die Immowelt AG
1991 gegründet, ist die Immowelt AG ein Unternehmen, das eine Software-Lösung zur Vermarktung von Immobilien anbietet. Damit soll eine Effizienzsteigerung sowohl für Markler, als auch für Mieter und Vermieter stattfinden. Etwa seit 2008 besitzt das Unternehmen eine mobile Web-App, die 2010 durch native Apps für Android, iOS und Windows erweitert wurde. Alle Formate haben dabei einen ähnlichen Aufbau und verfolgen den gleichen Zweck. Dennoch hat sich Immowelt für jedes Format einen individuellen Zusatznutzen überlegt. So besitzt die native iOS Version eine Sonnenbalkon-Funktion, während die mobile Web-App u.a. über eine Merkzettel- und Checklisten-Funktion verfügt, sowie über eine Preisstatistik.
Während sowohl die native Android-Version als auch die mobile Web-App, ziemlich fehlerfrei und ohne viel zu hängen, alle Aufgaben erledigen, hängt die native iOS-App etwas häufiger und ist auch ein wenig langsamer. Alle Formate sind sehr intuitiv aufgebaut und lassen wenig Platz für falsche Bedienung. Abgesehen von den vereinzelten unterschiedlichen Funktionen, sind sich die Apps sehr ähnlich, was vor allem durch das durchgängige Corporate-Design hervorgeht.
Insgesamt ist das mobile Gesamtpaket der Immowelt AG sehr gut ausgebaut. Jedes Format besitzt einen individuellen Zusatznutzen, ohne den Primärnutzen, der Ver- und Ankauf von Immobilien, zu vernachlässigen. Abgesehen von der iOS-App glänzen alle App-Formate durch reibungslose Performance. Allerdings geht die Web-App in diesem Vergleich als Sieger hervor, da sie mit viel Intuitivität und Vielseitigkeit einen klaren Mehrwert bietet, ohne an Performance oder Übersichtlichkeit einzubüßen.
immowelt | |||
Nativ/ Android | Nativ/ iOS | Web App | |
Bedienung | |||
Ist die Bedinung selbsterklärend? | 2 | 2 | 1 |
Ist das Hauptmenü intuitiv? | 2 | 2 | 1 |
Anmeldung notwendig? | 2 | 2 | 2 |
Erklärungen | 2 | 2 | 2 |
Werbung | 1 | 1 | 1 |
Haptik ? | 1 | 2 | 2 |
UX Richtlinien | 1 | 1 | 2 |
Funktion | |||
Gibt es einen Mehrwert? | 2 | 2 | 1 |
Werden Ergänzungen benötigt? (kostenpflichtig?) | 1 | 1 | 1 |
Personalisierungsmöglichkeiten? | 4 | 4 | 2 |
Absturz-/ Fehlerfrei? | 2 | 4 | 2 |
Ladezeiten | 2 | 3 | 3 |
Kompatibilität mit anderen Geräten, Betriebssystemen? | 4 | 4 | 1 |
Gestaltung | |||
Lesbarkeit der Texte | 1 | 2 | 1 |
Desgin/ Layout | 2 | 2 | 2 |
Gesamtpunktzahl (von 116) | 29 | 34 | 24 |
Durchschnitt (1-6) | 1,9 | 2,3 | 1,6 |
Fazit
Wie sich gut an diesem Beispiel zeigen lässt ist, dass keine der Apps völlig abgeschieden vom Rest war. Jede App hat sowohl Vor- als auch Nachteile.
Gründe für eine Native App
1. Wenn die App sehr viel und sehr komplexe Aufgaben bzw. Funktionen besitzt, kann eine Native App-Entwicklung, die auf jedes Format individuell eingeht die Performance verbessern
2. Wenn die Nutzergruppe stark eingegrenzt werden kann, dann reicht z.T. eine native App
Gründe für eine Web-App
1. Wenn der Fokus auf Funktionalität liegt, allerdings die App nicht regelmäßig genutzt wird, dann lohnt sich die Web-App, da diese nicht aktiv installiert werden muss
2. Wenn die Nutzer sehr heterogen sind, bzw. sich nicht eingrenzen lassen, dann kann eine Web-App sinnvoll sein, da sie für alle Endgeräte funktioniert
Der Königsweg – Das Beste aus beiden Ansätzen?
Zunächst können Programmierer mit einem hybriden Ansatz einen großen Teil der App mit Web-App-Technologien programmieren und dann mithilfe von speziellen Frameworks, wie zum Beispiel PhoneGap, einen quasi-nativen Container um die Web-App bauen, über den die Nutzung der Hardware-Komponenten des Endgerätes ermöglicht wird. Diese sogenannte Hybrid-App lässt sich zu einer Multi-Channel-App erweitern. Damit ist es möglich die App für so gut wie jedes Endgerät zur Verfügung zu stellen. Nicht nur für mobile Endgeräte, sondern auch für stationäre PCs.
Mehr zu der Untersuchung und die Möglichkeiten einer Multi-Channel-App hier ganz einfach direkt online lesen oder downloaden.