Der hybride Entwicklungsansatz bildet einen Weg der App-Entwicklung. Und über keinen wurde so sehr diskutiert. IT-Größen wie Facebook oder LinkedIn sagten sich von ihm ab. Gleichzeitig werden immer mehr Anwendungen mit Webtechnologien rund um HTML5 umgesetzt. Wie passt das zusammen? Wir geben einen Überblick über den Aufstieg hybrider Applikationen in den App-Himmel.
Hybrid-Apps? Schon mal gehört.
Wer sich mit der App-Entwicklung auseinandersetzt, stolpert über kurz oder lang über den Begriff der Hybrid-App. Hybrid bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Anwendungen auf Webtechnologien basieren, sie aber gleichzeitig über App-Stores downloadbar sind und mittels Frameworks wie PhoneGap auf native Hardware-Komponenten zugreifen können. Sie bilden aus diesem Grund eine Mischform aus nativer App und Web-App. Für den Laien entsteht so kein merkbarer Unterschied, ob er auf eine native oder hybride Anwendung zugreift.
In unserem Blog-Beitrag “Hybrid-Apps 2.0 – Definition, Vorteile, Einsatzmöglichkeiten & Beispiele” geben wir eine ausführliche Begriffsdefinition und erläutern detailliert die Vorteile dieser Entwicklung. Hauptgründe für eine Programmierung auf der hybriden Schiene sind die Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. Es gibt nur eine HTML5-, CSS3- und JavaScript-Codebasis für alle mobilen Endgeräte und Betriebssysteme. Das spart Zeit und Geld, da nicht für iOS, Android oder Windows separat entwickelt werden muss. Gleichzeitig lässt sich die Hybrid-Applikation auch einfach als Web-App für den Browser ausrollen, was eine enorme Vielfalt der Funktionalität mit sich bringt. Doch wenn diese Mischform der App-Entwicklung so vorteilhaft ist, gibt es doch eigentlich keine Zweifel an seiner Daseinsberechtigung, oder?
Ab durch die Decke – oder doch nicht?
Ökonomisch betrachtet sind Hybrid-Apps also Big Player: effiziente Entwicklung mittels einheitlicher Codebasis, Flexibilität auf allen Geräten und native App-Eigenschaften. Warum diskutieren wir dann überhaupt darüber?
Die Karriere der Hybrid-Apps könnte stereotypischer nicht sein, fast schon wie die eines Hollywood-Stars. “Nach dem Aufstieg folgt der Fall” tönt es bei einigen Schauspielerbiografien. Doch was hat das mit der App-Entwicklung zu tun? Der Marktforschungsanalyst Gartner entwickelte eine Methode zur Beschreibung und Evaluierung neuer Technologien – die sogenannte “Gartner Hype Cycle-Methodik”. Sie hilft Unternehmen bei der Einschätzung neuer Technologien vor allem hinsichtlich ihrer Rentabilität. Anhand von Schlüssel-Phasen lässt sich ausmachen, wo sich die Technologie befindet und wohin sie sich entwickelt. Der Kreislauf bildet genau die “Aufstieg und Fall-” bzw. “Comeback-Karriere” ab, die oben kurz aufgegriffen wurde.
Abb.1: Die “Hype Cycle” verdeutlicht die fünf wichtigsten Phasen des Lebenszyklus einer Technologie
Der Lebensweg
In der Abbildung erkennt ihr den Lebensweg einer neuen Technologie, der auch auf Hybrid-Apps übertragbar ist. Das Aufkommen verschiedenster mobiler Endgeräte und damit auch unterschiedlicher Betriebssysteme zwang die Entwickler zur plattformübergreifender App-Entwicklung. Die, in dieser Hinsicht, sehr effiziente Hybrid-App bekam dadurch ihren Technologie-Anstoß. Die Technologie wird zum Renner und seine Anhänger wurden stetig mehr. Die Übernahme des Frameworks PhoneGap durch das bekannte Softwareunternehmen Adobe, brachte die hybride Architektur auf ihren Karrierehöhepunkt und das öffentliche Interesse an ihr stieg.
Jedoch ging das Jahr 2012 für die App-Entwicklung auf HTML5-Basis nicht in die Geschichtsbücher ein. Große IT-Unternehmen wie Facebook oder LinkedIn wandten sich öffentlich von der hybriden Entwicklungsform ab. Fehlende Entwicklungstools und Performanceprobleme waren unter anderem die Gründe. Durch die mediale und öffentliche Aufmerksamkeit wurden sie weitreichend bekannt und das Image hybrider Apps war angekratzt. Der einsetzende Schneeballeffekt tat sein Übriges, sodass die Nutzungskurve sank. “Nach dem Aufstieg folgt der Fall” und Kritiker sahen sich bestätigt.
Doch steckt nicht in jeder Kritik auch eine Chance? Erst durch konstruktives Kritisieren können Fehler entdeckt und behoben werden, so auch bei den Hybrid-Apps. Nicht nur die Technologien selber, auch die Umgebung entwickelte sich in den letzten zwei Jahren rasant weiter: Die Rechenleistung der Endgeräte potenziert sich von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe. Die mobilen Betriebssysteme stellen von Update zu Update Weichen für die Entwicklung von schnelleren und komplexeren Hybrid-Applikationen. Und junge Frameworks wie Ionic oder Node.js revolutionieren die App-Programmierung. Prominenten Kritikern wie Marc Zuckerberg ist es zu verdanken, dass Befürworter entscheidende Lösungen erarbeiteten, die die Hybrid-App-Entwicklung auf ein neues Level brachten und die “Comeback-Phase” einläuteten.
Hybrid-Apps 2.0 – the next Generation
Und so erlebte der hybride Entwicklungsansatz seinen zweiten Frühling. Durch die “Aufklärungsphase” und ihre Technologiefortschritte beginnt die Kurve wieder anzusteigen – auf eine neue Stufe der Leistungsfähigkeit.
Meine Damen und Herren, we proudly present: “Hybrid-Apps 2.0”, der “Rising Star”am App-Himmel, eine neue Generation der hybriden Entwicklungstechnik. Hinsichtlich Performance, Stabilität und Komplexität brauchen sich hybride Anwendungen nicht mehr hinter den Nativen zu verstecken. Im Gegenteil, sie werden für eine immer größer werdende Anzahl an Anwendungsfällen die elegantere Lösung, was auch Studien belegen. Laut einer Erhebung des IT-Unternehmens Telerik wurden knapp 60 % der erfassten Business-Apps hybrid entwickelt. Das bedeutet, dass nicht nur die Entwickler, sondern auch Unternehmen vom Nutzen überzeugt sind. Hybrid-Apps haben ihre Daseinsberechtigung nun mehrfach bewiesen, sodass wir auch mittels der Garner Hype Cycle-Methodik zum Schluss kommen: Hybride Entwicklung mit Webtechnologien um HTML5 ist auf einer leistungsfähigen Karrierestufe angekommen!
Weitere Zahlen und Studien rund um die Hybrid-Apps findet ihr auch in unserer Publikation: “Hybrid-Apps 2.0 – Status quo des hybriden Entwicklungsansatzes”.