Apps in der Medizin: Was es bei der Entwicklung zu beachten gibt

Mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones bieten mit ihren eingebauten Sensoren und der Rechenleistung beste Voraussetzungen, um sie auch im medizinischen Alltag anzuwenden. Egal ob für Laien oder Mediziner – sie können Abläufe vereinfachen oder auch Symptome analysieren. Allerdings gibt es aufgrund des sensiblen Einsatzbereiches bei der Entwicklung von Medizin-Apps ein paar Grundsätze zu beachten. Anhand einer unserer Referenzen möchten wir die Besonderheiten thematisieren.

Trotz aller Vorteile der Medizin-Apps – und das möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich betonen – ersetzt auch jede noch so gute App nicht den Besuch bei einem Arzt! Sie unterstützen bei Behandlungen oder Diagnosen lediglich und helfen Medizinern, den Alltag mit ihren Patienten zu vereinfachen.

Zur Beispielapp

Gemeinsam mit der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung sowie der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) entwickelten wir mit Unterstützung von zwei Ärzten eine App, die die Gefahr einer Gehirnerschütterung erkennt. Gerade im Sport soll die App Sportler und auch Betreuer, wie Trainer oder Sportlehrer, sensibilisieren. Denn aufgrund ihres Ehrgeizes hören Sportler oft nicht auf ihren Körper und wollen schnellstmöglich nach einem Sturz, Auf- oder Zusammenprall ins Spielgeschehen zurück. Die App bewertet eventuell aufkommende Symptome und testet innerhalb weniger Minuten die Reaktionszeit, den Gleichgewichtssinn sowie Augenfunktion des Athleten.

 

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Die App erkennt die Gefahr einer Gehirnerschütterung

 

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Schnell und einfach einen Notfalltest starten

 

Korrekte Messungen

Alle Messungen, die eine Medizin-App durchführt, müssen akkurat stimmen. In diesem sensiblen Kontext kann sich eine Anwendung keine Fehler erlauben, die Ärzte bei der Arbeit behindern oder Patienten unnötig verunsichern.

Auch bei der GetAPP kommt es bei der Reaktionszeitmessung auf die Hundertstelsekunde genau an. Entsprechend viel Aufwand haben wir in die Funktion gesteckt. Sie basiert unter anderem auf wissenschaftlichen Papern, die die Latenzzeit von iOS-Geräten herausfanden. Die Latenzzeit gibt an, wie viel Zeit zwischen dem Fingertipp auf den Bildschirm und der Reaktion des Handys vergeht. Diese Trägheit ist für das bloße Auge kaum zu erkennen.
Die Entwicklung der Funktion war deshalb so kompliziert, weil die Hersteller keine Angaben zu den Latenzzeiten machen. Mit vielen eigenen Tests und dem wissenschaftlichen Paper konnten wir eine Version für iOS und Windows bereitstellen, weil sich die Latenzzeiten der Betriebssysteme gleichen. Eine Android-Version ist derzeit noch in Arbeit, da die vielen unterschiedlichen Geräte mit zum Teil schwächeren Rechenleistungen unterschiedliche Latenzzeiten aufweisen. Den Initiatoren und auch uns war es wichtig, keine App zu veröffentlichen, die verfälschte Zeiten angibt. Aus diesem Grund sollen weitere umfangreiche Testreihen Aufschluss über die korrekte Zeit geben. Erst dann veröffentlichen wir auch die Android-App.

 

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Bis auf die Hundertstelsekunde genau misst die Anwendung die Reaktionszeit des Sportlers

Adaptionen an jeweiligen Endgeräte

Generell finden wir es wichtig, die Inhalte einer digitalen Anwendung nicht einfach vom Desktop auf Tablet oder Smartphone zu kopieren. Jedes Gerät hat seine Eigenarten, die wir bei der Konzeption berücksichtigen. Der offensichtlichste Unterschied ist die Bildschirmgröße.

Auch bei der GetAPP passten wir den Funktionsumfang der jeweiligen Bildschirmgröße an. Der in der App integrierte Augenfunktionstest wird ohne digitale Unterstützung im Normalfall mit einem A5-Blatt durchgeführt. Da die Anzeigefläche des Smartphones wesentlich geringer ist, ist nur einer von drei Untersuchungsteilen in der Phone-Variante enthalten. In der Tablets-Version sind dagegen alle Tests enthalten.

 

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Die Phone-Variante enthält aufgrund der Bildschirmgröße nur einen Teil des Augenfunktionstests

Zielgruppen relevante Information

Je nach Zielgruppe ist es bei einer Medizin-App ebenso von Vorteil, Zusatzmaterial oder zugrunde liegende Studien in die Anwendung zu integrieren. Auch wichtige Ansprechpartner, Einrichtungen oder Krankenhäuser können dem Nutzer standortbezogen angezeigt werden. Ärzten und Patienten ist es auf diese Weise möglich, sich weiterführend zu informieren sowie zu erfahren, an wen sie ich Ernstfall wenden sollten.

Im Fall der GetAPP ist der komplette sogenannte SCAT3-Test hinterlegt. Er bildet die medizinische Grundlage der integrierten Tests.

 

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Weiterführende Informationen zu Gehirnerschütterungen

 

Screendesign

Für das Screendesign gibt es keine allgemeingültigen Richtlinien. Je nach Anwendungsbereich sollten Konzepter und Designer eine Lösung finden, die dem Kontext gerecht wird. Ist die App hauptsächlich in einer Klinik im Einsatz sollte das Design entsprechend neutral und vor allem übersichtlich sein. Ein modernes Erscheinungsbild kann jedoch nicht schaden. Schließlich soll es auch Spaß machen, im stressigen Alltagsgeschehen mit der App umzugehen.

Sobald eine bestimmte Zielgruppe, wie etwa Jungs, Mädchen, Eltern etc., anvisiert wird, sollte sich der Designer etwas mehr mit der Gruppe auseinandersetzen. Im Fall der GetAPP besteht die Zielgruppe zu einem großen Teil aus jungen Sportlern. Ein Verlauf aus Blau- und Grüntönen wirkt dynamisch und erinnert an Fußballrasen. Gleichzeitig erinnert die Optik an bekannte Apps wie Instagram oder Apple Music, die ebenso mit Verläufen arbeiten.

 

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Das Screendesign orientiert sich an einer jungen Zielgruppe

 

Auf unserer Website gibt es weitere Informationen zur Entwicklung der “Gehirn erschüttert? Test-App”.

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